Der Adventkalender 2020 des Pfarrnetzwerks Asyl wurde von Gabi Iser und Bernhard Böhm konzipiert und gestaltet.
- Der Advenkalender steht als PDF hier zum Download bereit! (barrierefrei)
Der Adventkalender 2020 des Pfarrnetzwerks Asyl wurde von Gabi Iser und Bernhard Böhm konzipiert und gestaltet.
Seit vielen Jahren veranstaltet unsere Mitgliedspfarre Erlöserkirche im 23. Bezirk an drei Sonntagen den „Kritischen Oktober“. Statt der Predigt spricht ein Referent über wichtige gesellschaftspolitische Themen im Rahmen eines Impulsreferats und steht im Anschluss an den Gottesdienst für eine Diskussionsrunde im Pfarrsaal zur Verfügung. — von Ruth Lesigang aus der Pfarre Erlöserkirche
Der Kritische Oktober 2020 steht unter dem Motto „Grenzenlos“. Was wäre da naheliegender als mit dem Thema Flucht zu beginnen und einen Referenten aus dem Leitungsteam des Pfarrnetzwerks Asyl um einen Besuch zu bitten.
Daniel Vychytil hielt am 11. Oktober dieses Impulsreferat, die Lesung aus dem Buch Jesaja – die Hoffnung auf Rettung – und der Antwortpsalm 23 – der Herr ist mein Hirte -, aber auch die jüngste Enzyklika unseres Papstes „Fratelli Tutti“ waren ideale Grundlagen für seine „Predigt“ über Flucht und Ankommen.
Die anschließende Diskussion über das Pfarrnetzwerk Asyl, das Bosnienprojekt, Kriege, Flucht und Integration war für uns als Pfarrgemeinde wichtig, um Bewusstsein für dieses aktuelle Thema zu schaffen, sich kontroversiellen Standpunkten zu stellen und Möglichkeiten eines Engagements anzusprechen.
Vielen Dank an Daniel, dass er sich den Sonntag-Vormittag für unsere Pfarre Zeit genommen hat. Durch sein Kommen ist unserer Pfarre unsere Mitgliedschaft zum „Pfarrnetzwerk Asyl“ wieder bewusster geworden. Gerade weil unser Engagement manchmal nicht von allen unterstützt wird, waren Daniels Worte besonders wichtig: Vergesst nicht, wir haben einen großen Verbündeten an unserer Seite: Papst Franziskus. Danke auch dafür!
Bei der jährlichen Vollversammlung des Pfarrnetzwerks Asyl wurde ein neues Leitungsteam für die nächsten zwei Jahre gewählt und der Bosnien-Schwerpunkt wurde bekräftigt.
Am 1. Oktober 2020 wählten die 14 Mitgliedspfarren des ökumenischen Pfarrnetzwerks Asyl bei ihrer Vollversammlung in St. Johann Nepomuk in Wien-Leopoldstadt ein neues Leitungsteam. Es besteht aus 5 Mitgliedern: Bernhard Böhm, Johannes Dressel, David Neuber, Heinz Weinrad und Daniel Vychytil. Sie werden in den kommenden 2 Jahren das Netzwerk und seine Aktivitäten koordinieren. „Eine stärkere Zusammenarbeit aller in der Flüchtlingsarbeit wirksamen Menschen und Organisationen und die Fortsetzung der gezielten Bewusstseinsbildung für das Themenfeld ‚Flucht und Asyl‘ in unseren Mitgliedspfarren und darüber hinaus.“ wünscht sich das neu gewählte Leitungsteammitglied Bernhard Böhm aus der Pfarre Machstraße – Hl. Klaus von Flüe.
Große Dankbarkeit äußert Heinz Weinrad aus der Pfarre St. Johann Nepomuk gegenüber dem Leitungsteam der vergangenen beiden Jahre, das mit großem Einsatz die Arbeit des Pfarrnetzwerks professionalisiert und strukturiert hat. „Besonders den beiden scheidenden Leitungsteammitgliedern Axel Gotsmy und Roswitha Feige möchten wir herzlich für ihren großartigen Einsatz danken. Mit Initiativen wie der Mahnwache in der Fastenzeit in Solidarität mit geflüchteten Menschen oder dem Bosnien-Schwerpunkt haben sie wichtige Impulse gesetzt und Aufmerksamkeit geschaffen!“
Neben der Wahl zum Leitungsteam war auch die Situation für geflüchtete Menschen an der EU-Außengrenze in Bosnien und Herzegowina ein wichtiges Thema bei der Vollversammlung. „Mit der Bildung einer neuen Arbeitsgruppe zu diesem Thema sind wir für die Zukunft sehr gut aufgestellt. In enger Kooperation mit unseren Partnerinnen und Partnern, der Stadt Bihać und den Vereinen, die Hilfe vor Ort leisten, können wir unsere Unterstützungsprojekte für Menschen auf der Flucht gut meistern.“ zeigt sich David Neuber aus der Pfarre Breitenfeld erfreut über diese Initiative.
Thematisch sieht die Vollversammlung für die kommenden beiden Jahre keine Entspannung bei den Themenfeldern Flucht und Asyl: „Unser gemeinsames Wirken hier in Wien und Umgebung sowie der Einsatz für menschliche Lebensbedingungen von geflüchteten Menschen an der EU-Außengrenze in Bosnien und Herzegowina, auf den Griechischen Inseln und im Mittelmeer wird uns auch die nächsten Jahre begleiten. Wir werden nicht locker lassen!“ versichert Johannes Dressel aus dem neu gewählten Leitungsteam.
Das „Pfarrnetzwerk Asyl“ ist ein Netzwerk von 14 katholischen und evangelischen Pfarren mit dem Ziel, Austausch und gegenseitige Unterstützung für das Thema „Flucht und Asyl“ zu schaffen und Bewusstseinsbildung in diesem Bereich zu leisten. Es gestaltet spirituelle Impulse wie z.B. die Gebetsreihe „Wo ist dein Bruder?“ oder ein Requiem für Opfer an der EU-Außengrenze und konkrete Aktivitäten wie z.B. eine Mahnwache in der Fastenzeit. Das „Pfarrnetzwerk Asyl“ kann keine Einzelfallhilfe geben, und ist kein Netzwerk für Kirchenasyl.
13.000 Menschen, darunter Familien und Kinder, sind derzeit im Lager in Moria auf der griechischen Insel Lesbos infolge eines Brandes obdachlos. „Diese Bilder des Elends, die zum Himmel schreien rufen uns in eine Verantwortung, von der wir uns nicht dispensieren können“, benannten jüngst Österreichs Bischöfe dieses Desaster an der EU-Außengrenze in einer Stellungnahme „Brennendes Elend vor den Toren Europas – und wir?“, in der sie auch die „Aufnahme eines fairen Kontingents von Flüchtlingen“ empfehlen.
Wie können auch wir einen Beitrag leisten? Neben dem Verbreiten von Informationen, können wir auch Stellung beziehen und natürlich Spendensammelaktionen starten.
Unsere Mitgliedspfarre Erlöserkirche in Wien 23 wirbt für einen christlichen Umgang mit Geflüchteten aus Moria:
Das Seenotrettungsschiff „Sea-Watch 4“ des Bündnisses United4Rescue (u.a. von der evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) und Jugend Eine Welt aus Österreich) ist den ganzen Sommer auf Mission um geflüchteten Menschen in Seenot im Mittelmeer zu helfen.
Mit dabei ist Jakob Frühmann, ein Religionslehrer aus Wien und Aktivist bei Seebrücke Wien. Er hat uns beim Totengedenken einen Einblick in seine bevorstehende Mission gegeben. In den letzten Tagen und Wochen konnten 353 Menschen im Mittelmeer gerettet werden und sicher in den Hafen von Palermo gebracht werden.
„Die Erleichterung ist groß“, berichtet uns Jakob in Einem Email aus Palermo, wo die Geflüchteten auf ein Quarantäneschiff transferiert wurden und nun zumindest die Perspektive eines Asylantrags haben. „Jetzt beginnt für die Menschen der nächste steinige Weg: Behörden, Camps und Rassismus in Europa“, ist sich Jakob bewusst. „Und damit niemand vom Quarantäneschiff springt, umkreist es – für die nächsten zwei Wochen – ein Polizeischiff… Absurd“, so der ausgebildete Religionslehrer.
So steinig die Wege sind, so trostlos unser Kampf manchmal ist: Es ist ein Kampf für Menschlichkeit. Dass das System die Seenotrettung immer mehr bekämpft und überhaupt über das Retten von 353 Leben diskutiert, zeigt uns auch leider in welchen Zeiten wir in Europa angekommen sind.
Weitere Berichte über Jakobs Einsatz findet ihr auf:
Die Abschlussworte in seiner E-Mail an uns:
„Und Sätze? Hm. Vielleicht, dass die Sea Watch 4 und das Bündnis United 4 Rescue (und SOS Balkanroute) ein Beispiel dafür ist, wie die Zivilgesellschaft mit Menschen auf der Flucht solidarisch sein kann und zugleich gegen die unmenschliche Migrationspolitik der EU Widerstand leistet. In jedem Fall auch danke allen, die sich dafür einsetzen, dass Fluchtrouten offen bleiben und Menschen das Recht zu gehen und zu bleiben gewährt wird.“
Danke dir, Jakob!
Fotos: Chris Grodotzki / www.sea-watch.org
Text zum Teil von SOS Balkanroute
Bei unserem diesjährigen Totengedenken für Menschen auf der Flucht um den Weltflüchtlingstag am 20. Juni, haben wir am 24. Juni um 19.00 Uhr in der Kirche St. Elisabeth (Sankt-Elisabeth-Platz, 1040 Wien) der Pfarre zur Frohen Botschaft in einer würdig gestalteten Gedenkfeier all jene Menschen in dien Mittelpunkt gerückt, die auf der Flucht sind und waren, besonders jene, die ihr Leben verloren haben, bzw. jene die ihre geliebten Familienmitglieder und FreundInnen nicht wieder sehen können.
Die verwendeten Fürbitten und Klagetexte stehen als PDF zum Download bereit.
Vielen Dank an alle die mit uns so zahlreich vor Ort im Gebet waren und auch jenen, die dieses Anliegen in ihr persönliches Gebetsanliegen getragen haben.
An den Tagen rund um den Weltflüchtlingstag am 20. Juni haben in Wien viele Begegnungen stattgefunden, in die wir als Pfarrnetzwerkasyl eingebunden waren.
Auf Einladung von SOS Balkanroute war Zehida Bihorac Odobasic in Wien, die im bosnischen Ort Velika Kladuša, direkt an der EU-Außengrenze aufopfernd Flüchtlingsarbeit leistet. Am Freitag, den 19. Juni haben wir gemeinsam mit Petar Rosnadić (SOS Balkanroute) und Zehida eine Dokumentation der Menschenrechtsverletzungen an der kroatischen Grenze an Parlamentarierinnen der Grünen und der SPÖ übergeben, worüber auch in der ZIB 13 und ZIB 1 berichtet wurde.
Am Weltflüchtlingstag selbst hatten wir die ehrenvolle Möglichkeit, die Dokumente auch an Justizministerin Alma Zadić zu übergeben, die uns viel Zeit gegeben hat um über die aktuelle Lage für geflüchtete Menschen an der EU-Außengrenze zu berichten.
An dieser Stelle möchten wir uns auch herzlich bei der Plattform für eine menschliche Asylpolitik für die Organisation der Kundgebung Weltflüchtlingstag – Solidarisch durch jede Krise!, bei der auch zahlreiche Mitglieder unseres Netzwerks teilgenommen haben, bedanken.
Bei allen Gelegenheiten wurden auch unsere Projekte „Schutzhäuser für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge“ und „Familien für Familien “ in Bihać vorgestellt und sie haben viel Interesse erfahren.
Die Fotos wurden von © Ben Owen-Browne gemacht und uns dankenswerter Weise für diesen Eintrag zur Verfügung gestellt.
Der Weltflüchtlingstag am 20. Juni ist im Besonderen ein Tag wo wir dort hinschauen müssen, wo andere wegsehen. 2020 ist das Bihać und Umgebung, nur 500 km von Wien und 25 km von der kroatischen EU-Außengrenze entfernt.
In dieser Stadt in Bosnien und Herzegowina und ihrem umgebenden Kanton Una Santa spielt sich ein Flüchtlingsdrama ab. Betroffen ist eine Region, die selbst unter wirtschaftlichen Schwierigkeiten und den Nachwehen des Bosnienkrieges leidet. Die jungen Leute haben in großer Zahl die Region in Richtung EU verlassen zurück bleiben zumeist ältere Menschen und jene mit wenig Bildung, die noch immer an den eigenen Kriegstraumata leiden und jetzt oft mit Angst auf die vielen Flüchtlinge reagieren, die jetzt ihren Weg in die EU suchen.
Als VertreterInnen des bosnischen Frauenforums „Mimosen“ und des Pfarrnetzwerks Asyl haben wir uns vor einem halben Jahr selbst ein Bild von der Situation in Bihać gemacht, um mit den Menschen vor Ort zu überlegen, welche Hilfsmaßnahmen wir setzen können. Besonders unbegleitete minderjährige Flüchtlinge leiden unter den desaströsen Umständen vor Ort. Menschen auf der Flucht sind unzureichend versorgt, leben nicht nur in den offiziellen Lagern, sondern auch auf der Straße, in leerstehenden Gebäuden oder Bauruinen. Viele von ihnen erleben Gewalt und Missbrauch und sind betroffen von psychischen und gesundheitlichen Problemen. „Diese menschenunwürdigen Lebensbedingungen müssen ein Ende haben und insbesondere unbegleitete minderjährige Flüchtlinge brauchen Schutz, Versorgung und eine Perspektive!“ fordert Roswitha Feige vom Leitungsteam des Pfarrnetzwerks Asyl.
Deshalb haben wir die Idee mit nach Wien gebracht in Kooperation mit der Stadt Bihać und dem Zentrum für Sozialarbeit in Bihać drei Schutzhäuser für minderjährige unbegleitete Kinder und Jugendliche auf der Flucht zu bauen, um zumindest einige von ihnen aus diesen menschenunwürdigen Situationen zu holen und ihnen Schutz und soziale und psychische Versorgung zu gewähren.
Durch die COVID–19 Pandemie hat sich die Situation für die Menschen vor Ort zugespitzt, besonders für jene auf der Flucht. „Seit dem Lockdown werden die Menschenrechte immer wieder und immer öfter verletzt!“ zeigt Azra Merdžan vom Frauenforum „Mimosen“ die Situation aus Bihać auf. „Wir alle waren zuhause und sorgten uns um unsere Zukunft und Gesundheit und oft fragte ich mich wohin sich jene Menschen zurückziehen sollen, die kein Zuhause haben? Was wird aus den Kindern und Menschen auf der Flucht, die auf nacktem Beton, am Fluss Una oder im ehemaligen Pensionistenwohnheim, einer Kriegsruine, campieren?“
Heute leben in Bihać und Umgebung mehr als 10.000 Flüchtlinge, davon sind mehr als 8.000 registriert und rund 2.500 auf der Straße. Dadurch steigen auch die Spannungen zwischen der ansässigen Bevölkerung und den neu Angekommenen „Alleine heute kamen 200 Flüchtlinge an, zumeist unbegleitete Minderjährige. Wir sind für sie zuständig, aber wir sind den steigenden Zahlen nicht mehr gewachsen und können keine adäquaten Unterkünfte und Schutz bieten! Mehr als ein Drittel der minderjährigen Flüchtlinge sind in den Camps von Gewalt betroffen und sie warten auf unser gemeinsame Hilfe und den Bau der Schutzhäuser!“ berichtet Senad Tutić aus seiner Arbeit als Direktor des Zentrums für Sozialarbeit in Bihać.
Aus diesem Grund möchten wir in Kürze und so schnell als möglich mit dem Bau eines ersten Schutzhauses beginnen. Unser zweites Projekt heißt „Familien helfen Familien“, bei dem Patenschaften von Familien in Wien und Bihać übernommen werden und somit auch die einheimische Bevölkerung unterstützt wird. Beide Projekte planen wir in engen Kontakt mit den Wiener Kinderfreunden und der Caritas Wien und Caritas Banja Luca.
Gleichzeitig erfordert diese dramatische und menschenunwürdige Situation an der EU-Außengrenze eine Lösung auf politischer Ebene, um für die Menschen vor Ort und den geflüchteten Menschen Schutz, Sicherheit und eine Perspektive zu geben. „Wir wissen, dass unsere Arbeit nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, aber sie rettet ganz konkret Leben. Ein politisches Handeln der Staatengemeinschaft ist jetzt gefragt, um die Situation zu entspannen. Hier muss auch Österreich einen Beitrag leisten und zum Beispiel besonders von Gewalt betroffene Kinder und Jugendliche aus diesem Gebiet nach Österreich holen!“ fordert David Neuber vom Pfarrnetzwerk Asyl abschließend.
Ein aktueller Beitrag von Marcus Marschalek für ORF-Orientierung zeigt die fürchterliche aktuelle Situation für Menschen auf der Flucht an der EU-Außengrenze zu Bosnien und Herzegowina, besonders in Bihać. Er legt auch einen Fokus auf die Initiativen in Wien, die Hilfe und Unterstützung leisten… u.a. auch das Pfarrnetzwerk Asyl. Ein herzlicher Dank an Marcus Marschalek, sowie unseren FreundInnen, WegbegleiterInnen und UnterstützerInnen.
Wie in jedem Jahr gedenken wir um den Weltflüchtlingstag am 20. Juni all den Menschen die auf der Flucht sind und ihren Schicksalen. In diesem Jahr findet es am 24. Juni um 19.00 Uhr in der Kirche St. Elisabeth (Sankt-Elisabeth-Platz, 1040 Wien) der Pfarre zur Frohen Botschaft statt.
Wir freuen uns über viele Menschen, die mit uns im Gebet zu diesem Anliegen sind, sowohl vor Ort, als auch zu Hause!